veröffentlicht am 06.10.2020 | von Dilara Özcan

Warum das Kloster Walsrode so entschleunigend ist!

Ihr Lieben, heute haben wir einen ganz besonderen Beitrag für Euch. Wir waren im Kloster Walsrode und fühlten uns vom ersten Augenblick an herzlich willkommen, woran die Äbtissin, Frau Dr. Gräfin von Westerholt, einen sehr großen Anteil hatte.

Heute lassen wir Euch nur einen Hauch von Klosterluft „schnuppern“. In den folgenden Beiträgen über das Kloster Walsrode nehmen wir Euch immer wieder mit auf eine kleine Reise.

Eigener Mikrokosmos inmitten einer Stadt

Beim Hineingehen durch das Kloster-Tor erscheint sofort dieser Zauber, das Gefühl der unglaublichen Ruhe. Gleich spürt man die Spiritualität des Ortes, auch wenn man sich keiner Konfession zugehörig fühlt. Wahrscheinlich ist es das Wissen darüber, dass an diesem Ort eine christliche Lebensgemeinschaft ihren Alltag verbringt. Aber auch die große, breite Mauer beeindruckt mit ihrer Wirkung: man hört die direkt angrenzende Hauptverkehrsstraße nur noch sehr weit entfernt. Alles wirkt plötzlich weit weg, egal ob Alltagssorgen oder Ängste. Was alles hat diese alte Mauer wohl schon „gesehen“? In den ersten Augenblicken schießen uns ganz viele Gedanken durch den Kopf. Man wird ruhig, geht in sich und lässt all die ersten Eindrücke auf sich wirken.

Dann kommt eine Dame mit einem angenehm freundlichen Lächeln auf uns zu, die sich direkt vorstellt.

Es ist Frau Dr. von Westerholt. Sie hat im Januar 2020 das Amt der Äbtissin übernommen und lässt uns immer wieder auf vielfältige Weise wissen: „Die Tore sind geöffnet! Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!“

Sehr schnell kommen wir mit dieser offenen Persönlichkeit ins Gespräch. Frau von Westerholt gibt uns durch ihre offene und sympathische Art ein sehr angenehmes Gefühl und lässt erst gar keine Berührungsängste aufkommen. So scheuen wir uns auch nicht, Fragen nach den verschiedenen Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit dem Kloster zu stellen, die uns tatsächlich nicht geläufig sind. Während der Führung durch das Kloster beantwortet die Äbtissin unsere Fragen geduldig. Uns wird schnell klar, dass dieser Nachmittag nicht reichen wird, um alles zu erfahren…

Während wir diesen Besuch durchleben, bemerken wir, wie achtsam wir werden. Man nimmt all die wunderschönen kleinen und großen Blickfänger wahr: uralte Bäume, ein Backhaus, ein (nicht mehr funktionaler) Brunnen, ein traumhafter Garten, Obstbäume, Kräuter... alles ruft förmlich danach, wahrgenommen zu werden.

Ganz klar, man hält an diesem Ort inne. Zudem ist das Kloster in jeglicher Form ein Ort der Begegnungen! Wir begegnen diesen vielen kleinen Details auf dem Grundstück, wir begegnen uns selbst. Wir treffen auf weitere Besucher des Klosters, die alle mit diesem, ja, schon ehrfürchtigen Blick über das Areal gehen. Man begegnet natürlich auch auf Frauen, die sich dem Kloster angeschlossen haben. Und wenn man sich dafür öffnet, erlebt man vielleicht auch eine spirituelle Begegnung.

Äbtissinnen-Haus
Brunnen und Backhaus

Keine Nonnen – evangelischer Damenstift!

Selbstverständlich haben wir uns mit Frau Dr. von Westerholt auch über das Leben der Frauen im Kloster unterhalten.

Sehr wichtig ist zu erwähnen, dass die Damen keine Nonnen sind. Den Begriff Nonne verwendet man in der katholischen Kirche. Das Kloster bietet Platz für bis zu 12 Frauen oder wie sie auch genannt werden: Konventualinnen. Dem evangelischen Damenstift gehören verschiedene Frauen an.

Um hier leben zu können, sollten ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst einmal leben alle Frauen hier alleinstehend. Meist finden Frauen im Kloster ein zu Hause, die geschieden oder verwitwet sind. Häufig sind es Mütter, deren Kinder erwachsen sind und ihr eigenes Leben gestalten. Natürlich ist der evangelische Glaube zentrales Element, das alle eint. Da die Frauen mietfrei in 60-80 qm Wohnungen leben, kommt die Bereitschaft für die Gemeinschaft da zu sein und sich einzubringen automatisch. Sie übernehmen soziale Aufgaben oder bieten Führungen im Kloster an.

Der Garten wird durch die Konventualinnen gepflegt. Früher hatte im Kloster Walsrode jede Bewohnerin ein eigenes Stück Garten erhalten, doch mittlerweile wurde alles für die Gemeinschaft zusammengelegt.

Der größte Beweggrund im Kloster zu leben, ist wohl der Einsamkeit entgegenzutreten und geerdet, fernab von äußeren Einflüssen zu sein. Hier umsorgt man sich gegenseitig, man schaut auf den anderen, liebt seinen Nächsten.

Zweimal wöchentlich finden Andachten in der Gemeinschaft statt, mittwochs und donnerstags. Am Mittwoch sitzen die Damen anschließend meist zu einem gemütlichen Essen zusammen, was sie natürlich selbst gekocht haben.

Es ist etwas ganz besonderes, dass eine evangelische Äbtissin im Kloster Walsrode tätig ist. Früher mussten die Äbtissinnen sogar adelig sein. Seit etwa 1980 ist dies nicht mehr notwendig. Eine Äbtissin ist sowohl Geschäftsführerin der Körperschaft des öffentlichen Rechts und Vorsteherin des Klosters. Sie vollzieht alle Amtshandlungen, kann sogar Menschen segnen.

Remter
Kloster Kapelle

Aktuelle Nutzung des Klosters

Das Kloster freut sich vor allem über die Besucher, egal ob groß oder klein, jeder ist willkommen. Man findet eine Menge Kultur hinter den Mauern des imposanten Klosters. Außerdem kann man im Kloster auch heiraten – sowohl standesamtlich als auch kirchlich. Das Kloster ist ein Ort des Verweilens. Kleine Ecken laden dazu förmlich ein – z. B. durch Bänke im Garten oder vor den Eingängen der Gebäude.

Die Tore des Klosters stehen täglich von 09:00 Uhr bis 19:00 Uhr für jeden offen.

Die Kapelle sowie der Remter sind jeweils an Samstag und Sonntag von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Dabei stehen Euch die Konventualinnen für Erklärungen bereit.

Wir bedanken uns herzlich für den Gedankenaustausch am Nachmittag. Tief beseelt am Ende der Führung waren wir uns beide einig: Das Kloster Walsrode hat förmlich auf diese weltoffene, nahbare und empathische Äbtissin gewartet. Schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Verabredung mit Frau von Westerholt, um weitere Hintergründe zu erfahren.

Denn dann erhaltet Ihr Antwort auf spannende Fragen, wie:

Warum wird man Äbtissin?

Auf welch bewegte Geschichte blickt das Kloster Walsrode zurück?

Was ist ein Remter?

Für wen und warum wurde ein Gang von der Kapelle zum ehemaligen Äbtissinnen-Haus gebaut?

Wenn Ihr jetzt schon mehr über das Kloster Walsrode erfahren wollt, schaut einmal auf die Website des Klosters:

http://www.kloster-walsrode.de/de/home.html

Auch unsere Kolleginnen in der Tourist-Information helfen Euch gern weiter zu allen Fragen rund um die Vogelpark-Region:

https://www.vogelpark-region.de/de/

Klostergarten