veröffentlicht am 31.07.2020 | von Dilara Özcan
Neben einzigartigen Naturlandschaften bietet unsere wunderschöne Region auch einmalige kulturelle Höhepunkte. Wusstet Ihr, dass es im Heidekreis eine verbannte Prinzessin gab? Wir haben uns ein wenig auf die Spuren von Prinzessin Sophie Dorothea begeben, denn diese Geschichte hat uns direkt eingefangen. Wir wollen Euch die traurigen, aus heutiger Sicht unvorstellbaren Gründe einmal näherbringen und dafür müsst Ihr Euch auch nicht mit Adelsgeschichten auskennen. ;)
Um wen geht es?
Zunächst einmal ein paar Facts über Sophie Dorothea, die wichtig sind, um die Hintergründe zu verstehen. Sophie Dorothea Herzogin von Braunschweig und Lüneburg lebte von 1666 bis 1726 und wuchs wohlbehütet bei ihren Eltern auf. Ihr Vater war Georg Wilhelm, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, und ihre Mutter die Hugenottin Eleonore Desmier d’Olbreuse. Ihre Eltern waren ein glückliches Paar, denn Sie waren – anders als die meisten Paare zu der Zeit – tatsächlich aus Liebe miteinander liiert.
Leider war dieses Glück nicht für Sophie Dorothea bestimmt. Sie wurde mit dem späteren britischen König Georg I. auf dem Schloss Celle vermählt. Zunächst schien es ihr mit ihrem Mann gut zu gehen, es entstanden zwei Kinder in der Ehe. Jedoch hielt dies scheinbar nicht lange an. Man sagte Georg Ludwig Affären mit verschiedenen Mätressen nach.
Was hat Sophie Dorothea getan, weshalb sie verbannt wurde?
Bestimmt ahnt Ihr schon, was jetzt kommt: Auch Sophie Dorothea war anscheinend ihrem Mann nicht treu. Philipp Christoph Graf von Königsmarck war Oberst der Leibgarde von Sophie Dorotheas Schwiegervater. Man sagte den beiden ein Liebesverhältnis nach. Man vermutet, die Affäre begann 1692. Im Frühjahr 1694 hielt Prinzessin Sophie Dorothea ihre Situation vermutlich nicht mehr aus und wollte sich scheiden lassen. Ein absolutes No-Go zu der Zeit. Sie suchte Rat bei ihren geliebten Eltern, doch diese schickten sie wieder zurück. Sie halfen ihr nicht, da sie auf die Unterstützung im Krieg gegen Schweden und Dänemark angewiesen waren. Im Sommer 1694 wollte Sophie Dorothea mit Königsmarck und der Hofdame von Sophie Dorothea fliehen und sich ein neues Leben fernab von Hannover aufbauen. Leider klappte dies nicht. Eine zuvor verschmähte Liebe von Königsmarck schien die Pläne des heimlichen Liebespaares herausgefunden und weitergegeben zu haben.
Am 11. Juli 1694 verschwand Königsmarck auf dem Leineschloss, ohne dass er je wiedergesehen wurde. Man vermutet, dass er ermordet wurde.
Sophie Dorothea wurde daraufhin auf das Schloss Ahlden verbannt.
Verbannung – was bedeutete das für Sophie Dorothea?
Völlig unvorstellbar in unserer heutigen Zeit ist die Tatsache, dass der gekränkte Ehegatte die Prinzessin Sophie Dorothea für 32 Jahre auf ein Schloss verbannen ließ, bis zu ihrem Lebensende. Die ersten zwei Jahre durfte sie nicht einmal den Innenbereich des Schlosses verlassen. Später wurden ihr Hofgänge und Besuche im Schlossgarten erlaubt und zuletzt durfte sie sich im Umkreis von 2 km um das Schloss bewegen.
Lediglich ihrer Mutter wurden regelmäßige Besuche auf das Schloss Ahlden gestattet. Die Prinzessin erhielt 40 Bedienstete. Sie wurde immer von 5-10 Wachmännern bewacht, um eine Flucht ausschließen zu können. Soweit bekannt, hat es von ihrer Seite keine Fluchtversuche gegeben.
Nicht einmal ihre Kinder durften sie besuchen. Sophie Dorothea hatte immer wieder die Hoffnung, dass ihre Tochter sie besuchen kommen wird, vor allem als diese später heiratete und als preußische Königin in die Nähe zog. Ihre Tochter hieß ebenfalls Sophie Dorothea. Sie stand mit ihr jedoch schriftlich in Kontakt und Prinzessin Sophie Dorothea versuchte immer wieder, ihre Tochter dazu zu bewegen, mit ihrem Vater ins Gespräch über eine Begnadigung zu kommen. Leider vergebens. Wie traurig muss die Frau über dieses harte Schicksal gewesen sein?
Der idyllische Ort Ahlden
Ahlden ist ein verträumter kleiner Ort, bei dem man sich im Herzen des Ortes sehr gut vorstellen kann, wie früher Kutschen von Adelsfamilien vorbeifuhren. Auch das Schloss Ahlden gibt einen imposanten Eindruck und prägt das Bild des Ortes. Von außen sieht man beim Schloss heute zunächst nichts, was an Prinzessin Sophie Dorothea erinnern lässt. Ein wenig versteckt wirkt das wunderschöne Schloss im ersten Moment. Allerdings spürt der ein oder andere, dass hier ganz viel Geschichte hinter den Mauern stattgefunden hat. Wir durften in den Innenhof des Schloss Ahlden und konnten so das imposante Gebäude in seiner ganzen Größe erleben. Vom Innenbereich aus erkennt man, dass das Schloss aus drei Flügeln besteht. Prinzessin Sophie Dorothea bewohnte hierbei den Nordflügel des zweistöckigen Fachwerk-Gebäudes. Auch im Schlossgarten haben wir uns umgesehen. Ein wunderschön angelegter Garten lud zum Träumen ein. Hierbei hatten wir die Vorstellung, wie Prinzessin Sophie Dorothea damals ihren Tag in Isolation verbrachte. Während sie anfangs zunächst mit ihrem Schicksal haderte (wer hätte dies nicht getan?), nahm sie im Laufe der Zeit die Umstände an und engagierte sich für viele Dinge im Ort. So hat es zum Beispiel während der Zeit einen großen Brand in Ahlden gegeben und Prinzessin Sophie Dorothea spendete hohe Beträge für den Wiederaufbau.
Das Schloss Ahlden heute
Heute ist Schloss Ahlden in privaten Händen und beheimatet ein Kunstauktionshaus, welches den Erhalt dieses historisch wichtigen Gebäudes für die Region sichert. Drei Mal im Jahr gibt es im Schloss Kunstauktionen mit Vorbesichtigungs-Ausstellungen, zu denen man in das Schloss kommen kann. Nähere Informationen dazu findet Ihr unter: www.schloss-ahlden.de
2018 wurde im Zuge des Sophie Dorothea Festes in Ahlden im (alten) Gemeindehaus ein Zimmer ihr zu Ehren mit einer Dauerausstellung eingerichtet. DIe Öffnungszeiten des Sophie-Dorothea-Zimmers richten sich nach den Öffnungszeiten des Rathauses Ahlden. Weitere Infos findet Ihr unter:
Auch unsere Kollegen der Tourismusregion Aller-Leine-Tal geben weitere Auskünfte: