Holzherz

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Kunst trifft auf Dorfleben

Kunstverein & Stiftung Springhornhof

Wer schon einmal in Neuenkirchen Urlaub gemacht hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass hier das Thema „Kunst“ eine große Rolle spielt. Überall rund um Neuenkirchen kann man Kunstwerke in der Landschaft erkennen. Doch was hat es genau damit auf sich? Wer schafft diese Kunstwerke? Was bedeuten sie? Und was genau ist/macht der Kunstverein Springhornhof?
Um diesen Fragen nachzugehen, haben wir uns Ende letzten Jahres mit Frau von Dziembowski, Leiterin des Kunstvereins Springhornhof, in Neuenkirchen getroffen.

Der Kunstverein und Stiftung Springhornhof in Neuenkirchen ist Träger eines der führenden Landschaftskunstprojekte Europas. Neben der „Kunst in der Landschaft“, zu welcher mittlerweile über 40 Kunstwerke gehören, bietet der Springhornhof jährlich viele wechselnde Ausstellungen an. Im Eingangsbereich betreibt die Künstlerinnengruppe „myvillages“ einen „Internationalen Dorfladen“. Hier werden Produkte aus den unterschiedlichsten Dörfern der ganzen Welt verkauft. Auf dem Heuboden finden Künstlergespräche, Kinderprogramme und Workshops statt. Im Obstgarten zeigt der ortsansässige Bildhauer HAWOLI seine Skulpturen. Der Hühnerstall ist heute ein Gastatelier und im historischen Treppenspeicher befindet sich das „Institut für Paläolithische Archäologie“ des Künstlers Mark Dion.

Eingang des Springhornhofes
Herzlicher Empfang in Neuenkirchen ("ankommen" von Rupprecht Matthies)
Außenansicht des Springhornhofes

Doch fangen wir ganz vorne bei der Entstehung an….

Im Jahre 1966 kamen die Bochumer Galleristen Ruth und Wilm Falazik auf die Idee, aus dem Stadtleben auszubrechen und auf dem Land Kunst zu erschaffen, fernab von Regeln und Grenzen des Kunstbetriebs.

Hier in Neuenkirchen realisierten sie dann die Idee, Künstlerinnen und Künstler einzuladen, damit diese hier vor Ort im Dialog mit der Natur und Landschaft des Dorfes etwas Neues ausprobieren und entstehen lassen. Zu Beginn bestanden die Skulpturen aus Findlingen, später dann aus allerlei naturbezogenen Objekten wie Holz, Erde und Pflanzen. Mittlerweile hat sich dies etwas gewandelt und es gibt auch elektronisch gesteuerte Installationen sowie Werke aus Industriematerialien.

Im Fokus steht allerdings immer der individuelle Bezug zum Ort und der Landschaft.

Nach Ruth Falaziks Tod im Jahre 1998 konnte dank vieler zahlender Förderer, wie dem Land Niedersachsen, den Kreissparkassen des Landkreises sowie der Volksbank und noch vielen weiteren Unterstützern, im Jahre 1999 die Stiftung Springhornhof gegründet werden. Seit 2000 ist Bettina von Dziembowski die künstlerische Leiterin von Kunstverein und Stiftung und oft im Springhornhof anzutreffen.

Igael Tumarkin - Gleichtag
HAWOLI - Gegen-Steine
Rupprecht Matthies - bleiben
Im Obstgarten zeigt der ortsansässige Bildhauer HAWOLI seine Skulpturen

Warum ist die Kunst sowieso der Springhornhof so wichtig für den Ort Neuenkirchen?

„Außenstehende sind fasziniert und bewundern, wie die Kunst im Ort eingebunden ist. Die Schulen, Kirchen, Politik und sogar die Feuerwehr unterstützen uns und auch Grundbesitzer stellen uns Land zur Verfügung.„ so Frau von Dziembowski.

„Ehrenamtliche kümmern sich um die Pflege der Skulpturen und auch für die Künstler ist der Austausch mit den Einheimischen wichtig. Kulturelle Entwicklung findet nicht nur in großen Städten statt. Gerade die Verbindung mit der Landschaft und dem Ort, das macht es so interessant und einzigartig – besonders die Skulpturen im Außenbereich.“

Doch wie genau läuft das denn nun ab? Wie kommen potenzielle Künstler*innen und der Springhornhof zueinander?

Frau von Dziembowski hat es mir erklärt:

Durch viele Jahre Arbeitserfahrung kennt man mittlerweile natürlich einige Leute, folgt vielen Künstlerinnen und Künstlern in den sozialen Medien, geht auf Kunstmessen oder besucht andere Ateliers. Hierbei stehen Künstler*innen im Vordergrund, die noch in der Entwicklung stecken und denen man einen Trittstein in der künstlerischen Entwicklung bieten möchte. Die potenziellen Künstler*innen müssen mit der besonderen Situation im ländlichen Raum umgehen und sich hier entfalten können. Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin interessant erscheint, so wird um die Zusendung von Material gebeten. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Frau von Dziembowski die Ateliers in anderen Ländern besucht und sich selber einen ersten Eindruck verschafft.

Die Ausstellungen dürfen gerne abwechslungsreich sein, sodass für jeden Besucher etwas dabei ist. Mal ist es sehr schlicht, mal extrovertiert. Es gibt Malerei, Skulpturen, Sound- und Videoarbeiten, Rauminstallationen oder auch experimentelle Projekte, hier sind keine Grenzen gesetzt. Eine Ausstellung der spanischen Künstlerin Lara Almarcegui bestand beispielsweise aus mehreren LKW-Ladungen Sand.
Es gibt ein Gastatelier, in dem die Künstler*innen übernachten und ihre Ausstellungen vorbereiten können.

In der letzten Ausstellung „Hunger machen“ reflektierte die spanischen Künstlerin Asunción Molinos Gordo Aspekte von Globalisierung und Ökologie und deren konkreten Auswirkungen auf das Leben von Menschen in der Landwirtschaft. Seit April 2022 stand ihr das Gastatelier zur Verfügung. Hier war sie in den vergangenen acht Monaten immer mal wieder für eine, zwei oder auch mal vier Wochen. Für umfassende Recherchen zur Landwirtschaft in der Region besuchte sie Landwirte, sprach mit verschiedenen Interessenverbänden, mit einem Neuenkirchener Schäfer oder mit Einheimischen.

Ausstellung "Hunger machen" der spanischen Künstlerin Asunción Molinos Gordo

Kunst verbindet – auch über die Landesgrenzen hinaus

Kunst verbindet Menschen aus den verschiedensten Ländern der Welt. Deshalb bietet der Springhornhof einen Auslandsaufenthalt in einem Workcamp für kreative Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren an, die sich für Ökologie und Kunst interessieren. Das Workcamp dauert zwei Wochen und es können 12 Jugendliche teilnehmen. Veranstaltet wird das Camp in Kooperation mit dem Verein IJGD (internationale Jugendgemeinschaftsdienst). Auf dessen Website werden die Informationen des Springhornhofes veröffentlicht und interessierte Jugendliche können sich dann darauf bewerben. Für Unterkunft und Verpflegung muss nichts gezahlt werden, ausschließlich die Reisekosten müssen von den Familien selbst übernommen werden. In den vergangenen Jahren waren Kandidatinnen und Kandidaten aus den verschiedensten Ländern mit dabei: Mexico, Algerien, Italien, Spanien und sogar China waren vertreten. Bislang wurden die Teilnehmenden in den Ferienwohnungen des Ortes oder auch mal in der Bibliothek oder im Seminarraum des Kunstvereins untergebracht. Derzeit wird allerdings gemeinsam mit der Kirchengemeinde eine Pilgerunterkunft ausgebaut, in welcher die Jugendlichen oder auch andere Künstlerinnen und Künstler dann zukünftig übernachten können. Für den pädagogischen Aspekt werden den Jugendlichen natürlich auch Betreuer zur Seite gestellt.

Während des Workcamps haben die Jugendlichen zwei wichtige Aufgaben: Sie helfen bei den Instandsetzungsmaßnahmen bei den über 40 Außenskulpturen. Hierzu zählen Aufgaben wie reinigen, streichen, Unkraut jäten oder das Beschneiden von Sträuchern und Gräsern. Außerdem arbeiten sie mit einer Künstlerin/ einem Künstler zusammen und entwickeln gemeinsam ein Projekt. Dies kann auch eine temporäre Skulptur im Außenbereich sein.

Neben den wechselnden Ausstellungen gibt es jeden ersten Sonntag im Monat ein besonderes Angebot. Hierbei geht es darum, die ausgestellten Landschaftskunstwerke mal aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Zum Beispiel kann dies bedeuten, dass man sich mit einem Künstler die Skulptur anschaut, die er vor 10-15 Jahren geschaffen hat. Was fühlt er heute dabei, wenn er diesen Ort besucht? Wie hat sich das Werk im Laufe der Zeit verändert?

Im letzten Frühling wurde eine Tour angeboten, bei der passend zu jeder Skulptur ein Gericht gekocht wurde. Es gab schon Touren gemeinsam mit einem Heimatforscher, Touren speziell für Familien, Touren auf plattdeutsch oder auch mal Touren mit dem Fahrrad.
(psssssst… das diesjährige Programmheft der angebotenen Veranstaltungen erhaltet ihr ab März direkt beim Springhornhof😊)


Kaori Tomita - (h)ear
Rudolf Wachter - Raumknoten
Horst Lerche - Das blaue Haus
Claus Bury - Der Augenblick

Apropos Familien: Kennt ihr schon das Kunstforschungsheft für Kinder?
Ausgestattet mit einem Jutebeutel, einem Stift, vielen Arbeitsmaterialien sowie dem Forschungsheft können kleine und große Forscher an den verschiedenen Skulpturen verschiedene Aufgaben erledigen. Das Heft gibt vor, was an der jeweiligen Skulptur gemacht werden muss. Sammeln, Basteln, Malen oder Balancieren, langweilig wird es so bestimmt nicht. Am Ende erwartet jeden Forscher eine kleine Belohnung. Gegen eine Gebühr von 5€ erhaltet ihr das Heft im Springhornhof und dürft dies und die Materialien natürlich behalten und mit nach Hause nehmen.

Was erwartet uns im Jahr 2023 neues, gibt es bereits Pläne?
Im Bereich des Internationalen Dorfladens wird es einige Neuerungen geben.
Ein neues Produkt für den internationalen Dorfladen ist geplant, dieses Produkt soll aus Tewel kommen. Aber was es genau wird, ist noch in Diskussion.

Es sollen einige Veranstaltungen rund um den Dorfladen stattfinden, Workshops bei denen man selber lernt, etwas zu erschaffen. Beispielsweise wie man Bambusschalen macht, einen Kartoffelbeutel näht, etwas töpfert oder herstellt. Es sollen Leute aus anderen Ländern eingeladen werden, um zu schauen, wie deren traditionellen Produkte hier aussehen könnten. Die Ausstellungsräume werden dann zur Produktionsstätte, damit direkt mit der Herstellung gestartet werden kann.

Wolfskerze aus Neuenkirchen
Einer der Stände im internationalen Dorfladen

Kunst ist also alles andere als langweilig oder eintönig – ganz im Gegenteil. Als Ausstellung, Mitmach-Angebot oder als „offenes Museum“ im Freien, vielseitiger kann das Thema „Kunst“ kaum noch dargestellt werden! Und wenn ihr dem Kunstverein und Springhornhof Neuenkirchen bisher noch keinen Besuch abgestattet habt, dann empfehlen wir euch, dies für dieses Jahr unbedingt auf eure to-do-Liste zu setzen! 😊

Ihr wollt mehr über den Springhornhof wissen? Schaut einfach beim Springhornhof vorbei.

https://springhornhof.de/

 

Auskunft darüber, was man alles in und um Neuenkirchen erleben kann, erhaltet Ihr von unseren lieben Kolleginnen in der Heide-Touristik Neuenkirchen:

https://www.heidetouristik-neuenkirchen.de/de

 

Copyright der Fotos: Erlebniswelt Lüneburger Heide GmbH, Fotograf: Markus Tiemann (MarTiem Fotografie)