veröffentlicht am 14.06.2021 | von Dilara Özcan
Ein einmaliges Frühlingsgefühl erhaltet Ihr bei einem Spaziergang in Wietzendorf, entlang dem Heidieksweg. Herr Alfrid Cassier hat mit liebevoller Hingabe einen idyllischen Ort geschaffen, der das ganze Jahr über den Spaziergängern mindestens ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Euch erwartet eine Pracht an blühender Bepflanzung – vor allem in der Frühlingszeit – und schmackhaft vielfältiges Obst zum Mitnehmen im Sommer und Herbst.
Ich habe mir die Geschichte des Weges erzählen lassen und möchten sie gern mit Euch teilen. Warum und wie der Weg entstanden ist, welche beschaulichen Pflänzchen zu entdecken sind und weshalb auch Heidschnucken hier stehen, hat Alfrid Cassier uns in einem Interview erzählt.
Naturerwachen in der Frühlingszeit
Wenn gelb und weiß blühende Osterglocken ihre Köpfe in Richtung der Sonne strecken, auf Schneeglöckchen ein paar Tautropfen liegen und Krokusse ebenfalls in voller Blüte am Wegesrand stehen, verkündet uns der Frühling – die Natur ist erwacht!
Jedes Jahr erneut bringt mich vor allem in Wietzendorf der Heidieksweg zum Staunen, denn als „Wahlheimat-Wietzendorferin“ gehe ich hier mehr als regelmäßig meines Weges. Als ich davon hörte, dass diese Bepflanzung ein älterer Mann privat anlegt, wurde ich neugierig und begann meine Recherche.
Am Heidieksweg in Wietzendorf stehen so viele Frühjahrsblüher, dass sie farblich ineinander übergehen und man auf den ersten Blick nur gelb und weiß rechts und links des Weges sieht.
„Inzwischen müssten es etwa 80.000 bis 100.000 Osterglocken, 100.000 Schneeglöckchen und mehrere tausend Märzbecher sein.“ sagt der 81 Jahre alte Cassier stolz. Und stolz kann er völlig zurecht sein, denn alle Frühjahrsblüher wurden von ihm selbst gezogen. Die seltenen Märzbecher haben ihren Ursprung in Bayern, denn von dort brachte er sich damals zwei Knollen aus dem Urlaub mit und vermehrte diese.
„Die Narzissen habe ich anfangs mit einem Abstand von 7 m gepflanzt, die Schneeglöckchen alle 15 cm. Beim Pflanzen muss man sich in der Regel dreimal bücken, wenn man diese selbst heranzieht. Zunächst muss die Knolle herausgenommen werden, ein Loch wird in die Erde gegraben und dann kommt die Knolle in den Boden und wird wieder mit Erde bedeckt. Dabei hatte ich auch tatkräftige Unterstützung von meinen Enkeln.“ Der Naturfreund hat insgesamt 7 Enkel. Ihm war immer wichtig, dass die Kleinen gemeinsam mit dem Opa die Natur erkunden. „Früher waren wir auch häufig im Wald und haben Pilze gesucht."
Sortenreicher Streuobstweg mit Nachhaltigkeitsgedanke
Außerdem pflanzte Cassier auf dem sortenreichen Streuobstweg 83 Obstbäume in 19 verschiedenen Sorten. Ob Nektarine, Mirabelle, Birne, Kirsche oder Apfel – die Vielfalt lässt sich vor allem im Frühjahr zur Blütezeit erahnen.
Jedes Jahr kamen 3-4 neue Obstbäume hinzu. Auch beim Pflanzen der Bäume haben seine Enkel ihm geholfen. Im Übrigen hat jeder der Bäume einen eigenen Namen, schaut beim nächsten Spaziergang mal an die kleinen Pfeiler, hier findet Ihr das Pflanzungsjahr, den Namen und die Baumsorte.
Heidieksweg – Lage und Namensgebung
Der Heidieksweg beginnt an der Hauptstraße kurz vor dem Ortseingangsschild von Bergen kommend auf der linken Seite. Er ist etwa 1,4 km lang und führt bis zum Steinbruch. An der Stelle verläuft seine Verlängerung rechts ab in Richtung Breite Straße, bis zum Ortseingangsschild.
Alfrid Cassier erzählte, dass früher auf dem angrenzenden Feld ein Teich gewesen sei. Man nannte laut Flurkarten die Gegend deshalb „Im Heidiek“, also „Im Heideteich“.
Die Blumenpflanzung und die Pflege des Heidieksweges begann im Herbst 1979. „Damals habe ich Osterglocken geschenkt bekommen und ich wusste nicht, wohin mit den Knollen.“ Dadurch keimte die Idee in dem inzwischen pensionierten Bahn-Mitarbeiter auf, den Weg einladend zu gestalten.
Zuvor war dieser lediglich ein matschiger Landwirtschaftsweg. Über die Jahre übernahm er auch die Wegpflege. „In meinem Bekanntenkreis habe ich zwei Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Diese haben den Wunsch geäußert, einmal einen Weg außerhalb der Straßen befahren zu können, um im Grünen zu sein. Aus diesem Grund habe ich den Weg geglättet und barrierefrei angelegt.“
Das zeitintensive Hobby nimmt im Schnitt etwa ein bis zwei Stunden am Tag des Rentners in Anspruch.
Herr Cassier gibt noch einen Tipp, den Ihr bei Eurem Spaziergang beherzigen könnt: „Die Blumen richten sich nach der Sonne aus. Daher empfehle ich, den Weg am Vormittag von der Hauptstraße aus zu beginnen. Wenn man am Nachmittag am Heidieksweg spazieren gehen will, ist ein Start von der Breiten Straße her optimal, sodass die Blumen einem entgegen lächeln.
Tierische Landschaftspfleger am Wegesrand
Doch das Gärtnern ist nicht das einzige Hobby, wofür sich Cassier begeistert. Am Wegesrand stehen ein Schafstall und seine Heidschnucken. Kleine Lämmchen springen hier mit ihren Mutter-Schnucken umher und genießen das Gras. Früher hatte der Naturliebhaber bis zu 184 Heidschnucken. Heute, viele Jahre später, stehen am Weg nun inklusive der Lämmer 14 Heidschnucken.
Alfrid Cassier muss nicht lange überlegen, als ich ihn nach seinem Lieblingsplatz am Weg frage. „Direkt am Eingang zur Schnuckenweide. Deshalb habe ich hier auch die meisten Blumen gepflanzt. Außerdem steht hier meine selbst gebaute Bank, den Spruch auf der Bank habe ich hineingefräst. An diesem Fleck, direkt vor meinen Heidschnucken, fühle ich mich am wohlsten.“
Nicht nur die selbst gefertigte Bank hat Herr Cassier gebaut. Mittlerweile stehen 56 Vogelkästen und 4 Eulenkästen auf dem Weg und auf seinen Grundstücken. „Die Kästen habe ich zusammen mit meinen Enkeln hergestellt und angebracht.“
Gedicht von Alfrid Cassier über den Heidieksweg
Bank mit nettem Spruch, direkt vor der Heidschnucken-Weide und die vielen Obstbäume
Nicht Ribbeck von Ribbeck…!
Ich heiße nicht Ribbeck,
das muss auch nicht sein,
doch pflanzte ich an diesem Weg
auch 83 Obstbäume ein.
Für meine Enkel, so denke ich heute,
werden diese Bäume eine große Freude.
Ich hoffe, wenn sie davon essen,
werden sie den Großvater nicht vergessen.
Und ihren Kindern, wenn diese sie fragen,
können voll Stolz sie einmal sagen:
„Den Großvater, den hab ich gekannt,
wir haben ihn einfach Opa genannt.“
Und sollte die Menschheit
wider Erwarten
nicht zerstören auch
meinen Wege-Garten,
so könnten mit ein wenig Glück
noch deren Kinder denken zurück
an den alten Opa aus Wietzendorf,
wenn sie vom Baum `ne Birne pflücken,
gesund und mit Schorf.
Alfrid Cassier
Daher möchte ich mich bei Alfrid Cassier nicht nur im Namen der Erlebniswelt für das Interview, sondern auch für den wundervoll erholsamen kleinen Ort, direkt in meiner Nachbarschaft, von Herzen bedanken. Auf, dass Ihr kleiner Wege-Garten für die Ewigkeit geschaffen ist.
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